Am
6. September 2008 kamen die Wallsteiner in Strass, Gemeinde Nersingen,
Landkreis Neu-Ulm wieder zu ihrem Jahrestreffen zusammen.
Traditionell
begann der Tag mit einem Gottesdienst in der örtlichen Pfarrkirche.
Im
Anschluss wurde dem Schicksal der Wallsteiner an ihrem Gedenkstein auf dem
Friedhof gedacht. Herr Freitag ging in seiner Ansprach insbesondere auf
das Jahr 1938 im Sudetenland ein. Die Sudetendeutschen waren in dieser
Zeit nach vielen Jahren der Unterdrückung und Benachteiligung in großer
Hoffnung, dass sie mit dem Anschluss an das Deutsche Reich wieder
gleichberechtigte Bürger werden würden und Ihre Kultur und Sprache
ungestört pflegen könnten. Leider hatte sich nach der Euphorie über den
Abschluss des Münchner Abkommens und dem Wunsch nach Frieden und Freiheit
für die Sudetendeutschen sehr
bald gezeigt, dass Hitler mit Krieg und Tod Europa überzog und auch für
unsere Volksgruppe viel Leid und Schmerz brachte. Wie dies alles endete
ist uns Sudetendeutschen noch leidvoll in Erinnerung.
2009
werden 20 Jahre vergangen sein, an dem der Gedenkstein der Wallsteiner
errichtet wurde. Es stellt sich heute schon die Frage, wie lange der
Inschrift auf dem Mahnmal: „Der Heimat treu“ noch gedacht werden wird?
Wie lange werden noch Wallsteiner zusammenkommen, um ihrer verlorenen
Heimat zu gedenken? Es bedarf keiner großen Phantasie, dass diese Zeit
dem Ende zugeht. Die „Alten“ versterben und die meisten
„Jüngeren“ haben zum Schicksal ihrer Vorfahren wenig bis keine
Beziehung.
Die
Hoffnung, dass durch die vielen Heimatfahrten an denen auch vereinzelt der
Nachwuchs teilgenommen hat oder durch den Internetauftritt der Gemeinde
Wallstein, neue Besucher unserer Heimattreffen gewonnen werden könnten,
hat sich leider kaum realisiert.
Auch
die jährliche Heimatfahrt konnte 2006 und 2008 nicht mehr genug
Teilnehmer gewinnen, um eine solche durchzuführen. Nachdem der harte Kern
der Heimatfahrer aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr mitfahren
kann, erscheint es schwer vorstellbar, dass sich nochmals eine gemeinsame
Reise durchführen lässt. Damit ist bereits ein festes Band der jährlichen
Besuche in der alten Heimat zerrissen.
Wir
Wallsteiner haben darunter zu leiden, dass sehr vieles in der alten
Heimatgemeinde zerstört bzw. verschwunden ist. So steht kein Haus mehr in
Klein-Wallstein und Verlorenwasser. Auch vieles in Groß-Wallstein ist
ausgelöscht. Besonders schmerzhaft ist der Verlust unserer Kirche, die
1983, also vor 25 Jahren gesprengt und eingeebnet wurde. Die Trümmer
unseres schönen Gotteshauses bedecken heute auf dem Friedhof unsere
Vorfahren.
Zwischenzeitlich
hat die Natur wieder Besitz von dem Platz auf dem Kirche und Friedhof
waren genommen. Wie überhaupt der Wald, der von unseren Vorfahren vor
Hunderten von Jahren gerodet wurde, wieder zurückkehrt. Große Teile von
Verlorenwasser und Klein-Wallstein bereits zugewachsen. Ein unwissender
Besucher wird kaum noch erkennen können, dass hier bis 1946 Menschen
gelebt haben und großflächig Felder und Wiesen bewirtschaftet haben. Als
letztes Relikt werden noch lange die „Steinrücken“ Hinweise auf ein
früheres, menschliche Leben geben. Wer wird sich von unseren Nachfahren
noch dafür interessieren?
Zum
Abschluss der Feier wurden noch zwei Gebete gesprochen und an die
Verstorbenen gedacht.
In
der nahegelegenen Gaststätte Kupferdach fanden sich anschließend alle
zum gemeinsamen Mittagessen ein. Der Nachmittag bot Gelegenheit zu Gesprächen
und zum Austausch von Neuigkeiten.
Sehr
schön war das Kommen von neuen Gästen. Besonders erfreut sind wir immer
über den Besuch der Freunde aus den Nachbargemeinden. Insgesamt haben
sich doch wieder ca. 70 Landsleute zum Jahrestreffen eingefunden. Wir
hoffen schon heute, dass im nächsten Jahr zur Feier „20 Jahre
Gedenkstein Wallstein“ die Besucherzahl sich nochmals erhöht.
In
einer Lichtbildschau konnte Herr Freitag Bilder von seiner ersten Reise
1968 in die alte Heimat sowie von den ersten Busreisen der Wallsteiner
Anfang der 80er Jahre nach Wallstein und der Zerstörung der Kirche 1983
zeigen. Sehr interessant waren auch die Bilder von Groß- und
Klein-Wallstein sowie Verlorenwasser aus der Zeit vor der Vertreibung im
Vergleich zu heute. Die Bilder regten zu intensiven Diskussionen an. Es
kam aber auch bei vielen Wehmut und Trauer auf.
Begehrt
waren wieder die selbstgebackenen Kuchen unserer Frauen denen nochmals für
Ihre Mühe zu danken ist. Unser aller Dank gilt unserer engagierten
Brunhilde Schultes die das Jahrestreffen wieder vorzüglich vorbereitet
und organisiert hat.
Dankschön
sagen wir auch der Familie Hunger die für die Pflege des Gedenksteins und
für den Blumenschmuck sorgt.
PAF